Leistungshalbleiter Die „Wildwest-Phase“ in der chinesischen SiC-Industrie ist vorbei

Von Henrik Bork* 3 min Lesedauer

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Nach einer Förderungsphase für die Produktion von SiC-Leistungshalbleitern mit der Gießkanne selektiert die chinesische Regierung jetzt. Ein wichtiges Kriterium sind Großaufträge und Kooperationen mit internationalen Unternehmen. Wer profitiert in Europa davon und welche chinesischen Firmen gehören zu den Gewinnern?

Leistungshalbleiter: Die Regierung in Peking bremst jetzt den Investitionsboom in der heimischen SiC-Industrie.
Leistungshalbleiter: Die Regierung in Peking bremst jetzt den Investitionsboom in der heimischen SiC-Industrie.
(Bild: Samuel Faber auf Pixabay / Pixabay)

Der Abstand zwischen den Gewinnern und Verlierern in der chinesischen SiC-Industrie wächst. Während der Markt für die „Halbleiter der Zukunft“ trotz des globalen Abschwungs der Branche in China weiterhin boomt, bremst die Regierung in Peking jetzt den anfänglichen Wildwuchs und Investitionsboom in der Industrie.

Für neue Projekte sind nun mehr Genehmigungen bei der Zentralregierung und auch lokalen Behörden einzuholen, berichtet DigiTimes Asia in einer aktuellen Analyse.

Gleichzeitig kristallisieren sich die ersten Gewinner und Verlierer der Gründungsphase dieser Industrie in der Volksrepublik heraus. Die Gewinner können ab jetzt weiterhin mit schnellerer staatlicher Unterstützung rechnen, während die Verlierer mit großer Wahrscheinlichkeit ihrem Schicksal überlassen werden, schreibt das Techportal unter Berufung auf Insider.

SiC in China: Gewinner und Verlierer

Die Polarisierung zwischen ersten Gewinnern und Nachzüglern gilt für die gesamte Lieferkette und ist momentan schon an chinesischen Wafer-Herstellern und einigen Chipherstellern zu beobachten. Zu den Gewinnern zählen etwa die chinesischen Unternehmen SICC, Sanan Optoelectronics und TankeBlue.

Sie haben ihr Geschäftsmodell durch Großaufträge oder Kooperationen mit internationalen und chinesischen Halbleiterproduzenten validiert – eine wichtige Voraussetzung dafür, um von den Industrieplanern in Peking nicht nach anfänglicher Förderung wieder fallen gelassen zu werden.

Kooperationen mit Infineon und ST

Der chinesische Wafer-Hersteller „SICC Co. Ltd.“ aus der Provinz Shandong beliefert unter anderem den führenden deutschen Hersteller Infineon mit SiC-Wafern – zu Beginn mit 150-mm-Wafern, in einer zweiten Phase dann auch mit 200-mm-Wafern. Auch mit Bosch hat SICC einen Liefervertrag abgeschlossen.

Der chinesische LED- und Chiphersteller Sanan Optoelectronics aus der Küstenstadt Xiamen hat im Juni dieses Jahres die Gründung eines Joint-Ventures mit der in Genf angesiedelten STMicroelectronics angekündigt. In Chongqing in der chinesischen Provinz Sichuan werden beide Partner eine neue SiC-Fab bauen, die ab Ende 2025 erste Produkte für die Automobil- und Energiespeicher-Industrien produzieren soll.

Auch TankeBlue hat im Mai dieses Jahres einen Liefervertrag für Infineon bekommen. Man freue sich über das entsprechende Abkommen mit seinem Kunden Infineon und plane, das eigene „SiC-Material kontinuierlich zu verbessern und die nächste Generation von 200-mm-Wafern zu entwickeln“, sagte Yang Jian, der CEO von TankeBlue.

SiC-Powermodule stark in China gefragt – ein Milliarden-Markt

Ausgelöst durch das schnelle Wachstum der E-Mobilität in China, aber auch durch die große Nachfrage in anderen Industrien wie der für Energiespeicher, Solaranlagen, 5G-Basisstationen oder Datenzentren, ist der Markt für SiC-Chips in China nach wie vor „heiß“ und die Nachfrage übersteigt das Angebot.

Von 2021 bis 2027 werde der globale Markt für Siliziumkarbid-Powermodule von gut einer Milliarde US-Dollar auf mehr als sechs Milliarden US-Dollar wachsen, prognostiziert das Marktforschungs-Institut Yole. Ein Großteil der Nachfrage ist dabei in China zu finden.

Chinas Regierung hatte schon vor zehn Jahren damit begonnen, den Aufbau einer kompletten industriellen Lieferkette für SiC-Chips systematisch zu fördern. Was derzeit zu beobachten ist, ist das typische „Playbook“ der Zentralplaner in Peking.

In der Anfangsphase lässt man Investoren und Unternehmen relativ freie Hand, ähnlich wie in einer Marktwirtschaft westlichen Typs. Gefördert wird mit der Gießkanne. Das führte etwa in der SiC-Industrie zu einem Feld von mehr als 100 Unternehmen, die alle heftig miteinander konkurrieren. Trotzdem unterstützt Peking die gesamte Industrie anfangs mit langfristigen Plänen.

Phase II in der chinesischen SiC-Industrie hat begonnen

Doch im zweiten Kapitel dieses Playbooks steht, dass ab einer bestimmten Zeit mit dem Jäten des neu gepflanzten Blumenbeetes begonnen wird. Die Regierung zieht sich zurück, ermutigt die Bildung einiger weniger „Nationaler Champions“, unter anderem durch Fusionen und Übernahmen und vereinfachten Zugang zu den Krediten der Staatsbanken. Andere Unternehmen, die weniger schnell wachsen konnten, überlässt man ihrem eigenen Schicksal.

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Glaubt man der Analyse von DigitTimes Asia, so hat diese Phase II in der chinesischen SiC-Industrie jetzt gerade begonnen. Quellen hätten dem Blatt bestätigt, dass die bis dato erkennbaren Gewinner des SiC-Booms ab jetzt „wahrscheinlich schneller Unterstützung seitens der Regierung erhalten werden”, während die Verlierer „vermutlich zu kämpfen haben werden”, schreibt DigiTimes Asia. (kr)

* Henrik Bork ist Managing Director und Analyst bei Asia Waypoint, einem auf den asiatischen Markt fokussierten Beratungsunternehmen mit Sitz in Peking.

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