Von der Werkbank zum Weltkonzern Die faszinierende Geschichte von Bosch und seinen revolutionären Innovationen

Von Herbert Funes 7 min Lesedauer

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Bosch ist ein deutsches multinationales Unternehmen, das 1886 von Robert Bosch gegründet wurde. Es begann als Werkstatt für Feinmechanik und Elektrotechnik, hat sich aber inzwischen zu einem globalen Unternehmen mit über 400.000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von fast 80 Milliarden Euro entwickelt.

Batterie-Produktion in einer Bosch-Werkhalle im Jahr 1936.
Batterie-Produktion in einer Bosch-Werkhalle im Jahr 1936.
(Bild: Foto: Bosch)

Als Robert Bosch 1886 im Alter von 25 Jahren in Stuttgart die Werkstatt für Feinmechanik und Elektrotechnik eröffnete, konnte noch niemand ahnen, dass daraus ein Weltkonzern werden würde, der heute über 400.000 Menschen weltweit als direkte Angestellte vorweisen kann. Denn aus der Werkstatt entstand die heute als GmbH agierende Firma Bosch mit einem Jahresumsatz von beinahe 80 Milliarden Euro (bezogen auf das Jahr 2021). Rechnerisch sorgte damit also jeder Mitarbeiter für 200.000 Euro Umsatz pro Jahr, wobei gut 130.000 Angestellte in Deutschland arbeiten und die Bosch GmbH über 400 Tochterfirmen und Regionalvertretungen hat. Wir blicken zurück auf die Erfindungen und Innovationen in der nun über 136 Jahre währenden Unternehmensgeschichte der Bosch GmbH, oder auch der Einfachheit halber nur: Bosch.

Vom Magnetzünder zum Innovationsführer: Die Gründungsgeschichte von Bosch

Insgesamt versorgt Bosch heute vier verschiedene Produkt-Bereiche, nämlich Industrietechnik, KFZ-Technik, Energie- und Gebäudetechnik sowie die wohl für den Normalbürger bekannteste Sparte der Gebrauchsgüter. Doch es begann alles mit Robert Bosch, der in seiner neu gegründeten Werkstatt im Jahr 1887 einen Magnetzünder für stationäre Verbrennermotoren des Motorenherstellers Deutz verbesserte. Dies war ein erster Achtungserfolg und gilt als die Geburtsstunde der Zündkerze. Wie schwierig die technische Umsetzung damals noch war, zeigt die Tatsache, dass es weitere 10 Jahre dauerte, bevor diese Art der Magnetzündung erstmals erfolgreich in einem auch für Fahrzeuge geeigneten Motor zum Einsatz kam. Dafür war aber nicht Robert Bosch selbst, sondern sein Mitarbeiter Arnold Zähringer verantwortlich – er sorgte dafür, dass die Firma Bosch damit zunächst der einzige Anbieter für eine zuverlässige Zündung in für Automobile geeignete Motoren basierend auf dem Zünden von Luft-Gas-Gemischen war.

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Diese Zündkerze war im wahrsten Sinn des Wortes der Funke, der die Firma Bosch zum Weltkonzern machte. Im Jahr 1902 gab es durch den bei Bosch angestellten Ingenieur Gottlob Honold eine weitere wichtige Erfindung in Form einer Zündkerze mit einer Hochspannungs-Magnetzündung, die endgültig den Weg für nicht mobil nutzbare, schnell laufende Motoren ebnete. Auf der gesamten Welt wurden solche Zündkerzen nachgefragt, um vor allem dem Thema Mobilität in Form von Automobilen und Transport in Form von Lieferwagen und LKW einen großen Schub zu verleihen.

Die Expansion von Bosch und die Anpassung an historische Herausforderungen

Robert Bosch selbst war mehr und mehr damit beschäftigt, seine unternehmerische Ader auszuspielen - für die Innovationen sorgten hingegen seine Mitarbeiter. Schon vor der Jahrhundertwende, also noch vor der Erfindung der Hochspannungs-Zündkerze, agierte Bosch unternehmerisch in Großbritannien und anderen Ländern Europas. Bereits 1910 eröffnete Bosch eine Fabrik in den USA, drei Jahre später war Bosch als Firma auf allen Kontinenten vertreten. Fast 90 Prozent der Einnahmen stammten damals wegen der Erfolge nicht mehr aus Deutschland, sondern aus dem Ausland.

Der Automobilbereich blieb vorerst der Kern des Bosch-Geschäftes – so belieferte Bosch den boomenden Automobilmarkt mit dem sogenannten Bosch-Licht, einer Kombination aus Lichtmaschine, Batterie, Regler und Scheinwerfern. Auch die Anlasser der weltweit produzierten Automobile kamen über viele Jahre hinweg meist von Bosch.

Der Erste Weltkrieg sorgte allerdings dafür, dass Bosch dazu übergehen musste, sich bei der Waffenproduktion einzubringen und auch männliche Mitarbeiter an den Militärdienst abzutreten. Unter anderem waren anstatt Zündungen für Motoren waren nun Zünder für Granaten und Bomben gefragt. Zu allem Übel verloren Patente rechtlich gesehen ihre Anerkennung, sodass nach Kriegsende ein kompletter Neustart anstand. Ein Signalhorn sowie Scheibenwischer waren dabei Innovationen, die den Wiederaufstieg von Bosch antrieben.

Bosch in den 1920er-1930er Jahren: Diversifikation und Erfolg im Privatkundenmarkt und Einfluss des Zweiten Weltkriegs

Im Jahr 1927 gab es eine wichtige Erfindung von und für Bosch. Denn inzwischen verbreiteten sich Dieselmotoren, die keine Magnetzünder mehr benötigten, immer mehr. Bosch entwickelte daher eine Dieseleinspritzpumpe für LKWs, um sich weiterhin als unverzichtbarer Partner für Motorenhersteller anzubieten. 1936 nahm Bosch dann auch eine Dieseleinspritzpumpe für PKW ins Produktsortiment auf. Unternehmerisch klug verließ sich Bosch aber nicht auf dieses Standbein, zumal die Automobilindustrie Mitte der 1920er-Jahre in eine Krise geriet, sondern entwickelte weitere neue Produkte.

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Zusammen mit mehreren anderen Firmen schloss sich Bosch 1929 zu der Fernseh AG zusammen, um auf dem Bereich der Fernsehtechnik für Fortschritte zu sorgen. Das erste massenproduktionstaugliche Auto-Radio Europas wurde von Bosch vertrieben, und zwar im Jahr 1932. In den 1930er-Jahren kamen auch Kühlschränke und Heizthermen (unter dem Namen der von Bosch aufgekauften Marke Junkers) auf den Markt. Bosch gelang es also durch die Automobil-Krise, Fuß im Privatkundenmarkt zu fassen.

Ebenfalls in den 1930er-Jahren machte sich Bosch durch die ersten Bohrhämmer einen Namen, die kurioserweise auf einem Prototyp einer Haarschneidemaschine namens „Forfex“ . Denn 1927 kam der Bosch-Entwickler Hermann Steinhart an eine Forfex. Seine Abteilung machte die Forfex serienreif, überlegte aber auch, was man mit der Idee des im Handgriff integrierten Motor anstellen könnte – der Bosch Bohrhammer war das Resultat und revolutionierte Arbeiten, die mit dem groben Bearbeiten oder Abreißen von Steinen und Mauerteilen zu tun hatten. Die Vorbereitungen der Nationalsozialisten auf den Zweiten Weltkrieg sowie der Krieg selbst sorgten dann dafür, dass Bosch erneut eine erzwungene Neuausrichtung erfuhr. Es waren nun vor allem elektronische und Motoren-Bauteile für Flugzeuge gefragt, zum Beispiel eine Einspritzpumpe für benzinbetriebene Flugzeugmotoren. Auch die Automobilbauteile waren weiterhin gefragt, allerdings nun für militärische Fahrzeuge.

Noch vor Kriegsende starb Robert Bosch, der allerdings ohnehin schon seit 1926 nicht mehr in der Geschäftsleitung aktiv war. Obwohl große Teile des Unternehmens, da die Werke auch Angriffsziele der Alliierten waren, zerstört waren, sorgten die Vollstrecker von Boschs Testament für einen Wiederaufbau des Unternehmens. Schwierig war dabei, dass die Alliierten deutsche Großunternehmen zerschlagen wollten. Im Falle von Bosch war dies aber kaum möglich, ohne eine komplette Pleite zu erzeugen, da Bosch aus unzähligen kleinen Teilen bestand, die für sich genommen keine großen Chancen gehabt hätten. So kam es, dass Bosch nur wenige Teile abgeben musste, aber Patentrechte abtreten musste. Es dauerte danach bis ins Jahr 1960, um den Umsatzanteil von Bosch aus Auslandsgeschäften auf 20 Prozent zu bringen – vor dem Krieg waren es über 50 Prozent.

Bosch: Eine Reise durch die Geschichte der Automobil-Innovationen

Die 1950er-Jahre standen im Zeichen der elektronischen Bauteile. Bosch entwickelte eine Variode und intensivierte danach die Entwicklung von Transistoren, Dioden und integrierten Schaltungen. Obgleich es hier keine bahnbrechenden Innovationen gab, konnte Bosch auf dem Feld Erfahrung sammeln und damit auch die Grundlagen für die weiteren Produktzweige legen, bei denen nach und nach elektronische Bauteile immer unverzichtbarer wurden. So brachte Bosch 1967 das erste elektronisch gesteuerte Benzin-Einspritzsystem „Jetronic“ zur Serienreife, das in den US-Versionen des Volkswagen 1600 LE und TLE zum Einsatz kam. Wegen der wachsenden Firmenstrukturen teilte sich Bosch schließlich bis 1968 in mehrere Unternehmenssektoren auf und kaufte auch immer wieder andere Firmen auf respektive beteiligte sich an entsprechenden Firmen, um den Konzern zu stärken und auch die Zulieferung zu sichern.

Der Automobilsektor blieb aber weiterhin der Kern dessen, was in Sachen Innovation die Firma Bosch ausmachte. So stammt die Lambdasonde für Katalysatoren aus dem Jahr 1976 von Bosch – durch die Messwerte der Sonde wird das Benzin-Luft-Gemisch eines KFZ-Motors elektronisch optimiert, um die Abgase zu reduzieren. Zwei Jahre später brachte Bosch das erste Antiblockiersystem auf den Markt, die ein Lenken des Fahrzeugs auch bei einer Vollbremsung zulässt. 1986 erfand Bosch die Antischlupfregelung für Fahrzeuge, die ein allzu schnelles Durchdrehen der Reifen beim Gasgeben verhindert.

Inzwischen sind zwar LED-Scheinwerfer die modernste Art der Fahrzeug-Beleuchtung, aber über viele Jahre hinweg waren Boschs Xenonscheinwerfer aus dem Jahr 1991 die Top-Lösung. Auch ESP, das elektronische Stabilisierungsprogramm für Fahrzeuge, stammt von Bosch, und zwar aus dem Jahr 1995. In Sachen Verbrenner-Motoren gab es 1997 eine Innovation in Form der Common-Rail-Dieseleinspritzung, die Bosch auf Basis von aufgekauften Patenten serienreif machte. Im Jahr 2000 kam die Benzin-Direkteinspritzung hinzu.

Bosch diversifiziert Produktportfolio: von Automobil-Sensoren zu E-Bikes und Smart Home-Systemen

Nach dem Jahr 2000 diversifizierte sich Bosch mehr und mehr – auf allen Unternehmensgebieten gab es immer wieder kleinere Innovationen oder Verbesserung von Produktideen, die es schon zuvor auf dem Markt gab. Dank der Erfahrungen bei Mikro-Sensoren, die Bosch einsetzt, um im Falle von Unfällen bei Automobilen zu ermitteln, ob ein Airbag auslösen soll, bietet Bosch beispielsweise auch Bewegungssensoren im Miniaturformat für Smartphones oder auch Spielesteuerungsgeräte für Spielekonsolen an. Im Privatkundenbereich besonders erfolgreich sind die elektronischen Heimwerker-Geräte von Bosch, die auf Akku-Basis laufen – die Basis hierfür ist der seit 2003 sukzessive aufgebaute Unternehmenssektor mit Produkten, die einen Lithium-Ionen-Akku nutzen und daher trotz kompakter Maße vergleichsweise viel Power bieten.

Im Bereich der Antriebe für E-Bikes ist Bosch ebenfalls vertreten, und zwar bereits seit 2011. Ebenso arbeitet Bosch an Systemen für autonomes Fahren, was auch viel Engagement in Sachen Software voraussetzt. Letzteres nutzt Bosch auch, um die greifbaren Bosch-Produkte mit dem „Internet der Dinge“ zu verbinden. All dies sind sicher Entwicklungen, von denen Robert Bosch vor über 130 Jahren nicht mal im Ansatz zu träumen wagte.

(mbf)

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