Dumpingpreise bei Solarmodulen Dresdner Solarwatt will Produktion bis August einstellen

Von Dipl.-Ing. (FH) Hendrik Härter 2 min Lesedauer

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Solarmodule von Solarwatt kommen künftig nicht mehr aus Dresden. Die Modulproduktion wird nach China verlagert. Der Standort Dresden wird aber nicht endgültig geschlossen. Zudem will sich das Unternehmen auf Komplettlösungen und Energiemanagement konzentrieren.

Dumpingpreise für chinesische Solarmodule zwingen deutsche Hersteller in die Knie. Solarwatt aus Dresden will bis August die Produktion einstellen.
Dumpingpreise für chinesische Solarmodule zwingen deutsche Hersteller in die Knie. Solarwatt aus Dresden will bis August die Produktion einstellen.
(Bild: frei lizenziert / Pixabay)

Es ist der zweite Solarmodulhersteller, der binnen kurzer Zeit den Standort Deutschland den Rücken kehrt. Nach dem österreichischen Unternehmen Meyer Burger, das durch Subventionen in die USA gelockt wurde, ist es jetzt Solarwatt aus Dresden. Der Hauptgrund für die Aufgabe des deutschen Standorts ist der starke Preisverfall bei Solarmodulen aufgrund der Konkurrenz aus China. In den letzten sechs Monaten sind die Preise um 60 Prozent gefallen, was es für Solarwatt nicht mehr möglich macht, wirtschaftlich sinnvoll in Deutschland und Europa zu produzieren.

Solarwatt-Vorstandsvorsitzender Detlef Neuhaus betont, dass das Unternehmen ohne schnelle politische Entscheidungen, wie zum Beispiel eine Resilienzprämie, gezwungen sei, die Produktion von Dresden an andere Standorte im Ausland zu verlagern. Sollte sich die Situation bis Mitte 2024 nicht grundlegend verbessern, müsse Solarwatt über die Schließung der Produktion in Dresden entscheiden. Das Unternehmen beschäftigt derzeit 710 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon 600 in Deutschland.

Keine endgültige Schließung...

Wie Geschäftsführer Neuhaus gegenüber dem MDR sagte, handelt es sich nicht um eine endgültige Schließung des Standortes. „Wenn sich die Marktbedingungen verbessern, können wir uns auch wieder eine Produktion in Deutschland vorstellen. Die Kompetenzen dafür halten wir im Unternehmen vor“, sagt Neuhaus. Die Maschinen blieben in Dresden, die Produktion könne jederzeit wieder aufgenommen werden.

Forschung und technische Entwicklung blieben am Standort. Das Unternehmen Solarwatt bleibe bestehen und trete noch stärker als Anbieter kompletter Energiesysteme für Eigenheime und Gewerbebetriebe auf.

... aber Produktion wandert nach China

Die am Standort Dresden entwickelten Solarmodule werden von einem Auftragsfertiger in China übernommen. Nach Angaben von Solarwatt ist die Qualität der in China produzierten Solarmodule identisch mit der Qualität der in Deutschland produzierten Module.

Die Bundesregierung diskutiert seit Ende 2023 über den Vorschlag des Bundesverbandes der Solarwirtschaft, einen sogenannten Resilienzbonus einzuführen. Dieser sollte einen Kaufanreiz für PV-Anlagen aus europäischer Herstellung darstellen. So sollte eine durch chinesisches Dumping verursachte Wettbewerbsverzerrung ausgeglichen werden.

Die Kritik aus Wirtschaft und Politik richtet sich vor allem gegen Wirtschaftsminister Christian Lindner (FDP), dessen Ministerium den Resilienzbonus blockiert. Seine Begründung: „Wenn einzelne Branchen oder Unternehmen eine solche Förderung aus dem Bundeshaushalt erhalten, dann hat das weder Auswirkungen auf die Resilienz des Standorts Deutschland, also unsere wirtschaftliche Sicherheit, noch auf das Gelingen der Energiewende. Es nützt nur einzelnen Interessenten“.

Sektorenkopplung anstatt Modulproduktion

Während das Kapitel der eigenen Modulproduktion geschlossen wird, will Solarwatt an anderer Stelle massiv investieren. So hat sich das Unternehmen in den vergangenen Jahren bereits stark in Richtung Lösungsanbieter für die Sektoren Strom, Wärme und Mobilität entwickelt. „Seit zehn Jahren arbeiten wir aktiv am Thema Sektorkopplung“, betont Neuhaus. Entsprechende Kooperationen gibt es bereits mit BMW und Stiebel Eltron.

Solarwatt verfügt über ein großes Netz an Fachpartnern, die die Komplettlösungen bundesweit vertreiben. In den vergangenen Jahren hat das Unternehmen jedoch begonnen, sich auch an Installationspartnern zu beteiligen und eigene Standorte aufzubauen. Im Februar hat es bereits einen großen Solar- und Dachdeckerbetrieb in Niedersachsen übernommen, im März startete es mit einer eigenen Niederlassung im Raum Frankfurt am Main. (heh)

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