Spielekonsolen 50 Jahre Atari: Zwischen Erfolg und Desaster

Von Maria Beyer-Fistrich

Anbieter zum Thema

Atari ist wohl jedem Fan von Computer- und Videospielen ein Begriff. Das 1972 von Nolan Bushnell und Ted Dabney gegründete kalifornische Unternehmen verhalf Spielen zum Durchbruch beim Mainstream-Publikum und sorgte dennoch fast für ihren Untergang.

Atari VCS 2600: Damit starteten die Videospiele ihren Siegeszug in die Wohnzimmer.
Atari VCS 2600: Damit starteten die Videospiele ihren Siegeszug in die Wohnzimmer.
(Bild: gemeinfrei / Pixabay)

Pong kennt sicher jeder, der sich ein wenig mit der Geschichte der Computer- und Videospiele auskennt. Und er ist für viele untrennbar mit dem Namen Atari verbunden. Pong bedeutete nach dem aufgrund von komplizierter Steuerung recht erfolglosen Arcade-Spiel Spacewar den kommerziellen Durchbruch für das Unternehmen. Nur, dass die Idee für das Spiel nicht von Atari stammte. Bushnell hatte die Idee für Pong nach dem Besuch einer Händlerausstellung dreist von Ralph Baer gestohlen, der dort mit seiner Spielkonsole Magnavox Odyssey und dem Spiel Ping-Pong vor Ort war. Bushnell ließ Ping-Pong von Allan Alcorn nachbauen und veröffentlichte den Klon unter dem Namen Pong. Der Automat wurde ein riesiger Erfolg und die Initialzündung für den kommerziellen Durchbruch der Computer- und Videospiele. Eine Klage von Magnavox folgte und Atari musste für Pong schließlich Lizenzgebühren zahlen.

50 Jahre Atari: Das sind die bekanntesten und besten Spiele
Bildergalerie mit 21 Bildern

Atari VCS 2600

Das Atari Video Computer System (VCS) erschien 1977 in den USA. Die Konsole basiert auf dem 8-Bit Mikroprozessor MOS 6507, der eigens für Atari in einer leicht abgeänderten Variante produziert wurde. Die Konsole sollte in der Lage sein, nicht nur vorinstallierte Programme abzuspielen, sondern durch Programmanweisungen für den Mikroprozessor direkt aus einem Speichermedium verschiedene Programme zu starten. Atari wollte so endgültig die Hard- von der Software trennen, um zukünftig noch profitablere Umsetzungen seiner Automatenspiele auf den Markt zu bringen.

Bildergalerie
Bildergalerie mit 22 Bildern

Die Auslieferung des VCS begann dann nach zweijähriger Entwicklungsphase im August 1977. Die unverbindliche Preisempfehlung lag bei 189,95 US-Dollar, was heute inflationsbereinigt einer Summe von etwa 800 Euro entspricht. Nach einigen Querelen und Rückschlägen, die zur Entlassung von Bushnell Ende 1978 führten, wurde das Gerät 1979 endlich ein Erfolg. Auch in den folgenden Jahren ebbte der Hype nicht ab, was auch an beliebten Titeln wie Space Invaders lag, und bescherte dem Mutterkonzern Warner bis 1982 Milliardenumsätze.

Natürlich hat Atari noch mehr Produkte entwickelt. Wir empfehlen Ihnen diesen ausführlichen Artikel zum Atari ST, mit dem unter der Leitung von Jack Tramiel Konkurrent Commodore angegriffen werden sollte:

Video Game Crash

Die Übersättigung des Marktes mit schlecht produzierten Spielen und Konsolen sorgte ab 1983 für den Zusammenbruch des Marktes. Eine der berühmtesten Geschichten rund um Atari ist die Entwicklung des E.T.-Spiels zum Film. Das Spiel ist das Produkt eines Vertrages zwischen Atari-Mutterfirma Warner und Steven Spielberg. Der Adventure-Titel, der vielen Spielern als schlechtestes Spiel aller Zeiten gilt, entstand in nur fünf Wochen, um noch rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft im Laden zu stehen.

Und obwohl Atari respektable 1,5 Millionen Einheiten von E.T absetzen konnte, blieben sie auf 80 Prozent der produzierten Cartridges sitzen. Atari vergrub Millionen Spiele gemeinsam mit anderen Restwaren auf einer Deponie in der Wüste von New Mexiko. 2014 bewies eine von Fuel Industries und Microsoft initiierte Suche auf der Mülldeponie, dass die Geschichte tatsächlich stimmte. Es gibt sogar einen sehenswerten Dokumentarfilm mit dem Titel Atari: Game Over zur Ausgrabung auf der Deponie.

Keine Chance gegen Japan

1984 stieß Warner das Unternehmen mit Ausnahme der Arcade-Automatenherstellung ab und Tramiel Technologies übernahm. Unter der Leitung von Jack Tramiel, der Commodore gegründet hatte, machte Atari im Konsolengeschäft weiter wie bisher und vermarktete vor allem neue Spiele für die immer noch laufende Atari VCS 2600, die in mehreren Iterationen wiederveröffentlicht wurde. 1985 betrat dann Nintendo mit dem Nintendo Entertainment System (NES) die Bühne und belebte im Alleingang den Konsolenmarkt neu. Tolle Technik und fantastische Spiele von Nintendo sorgten für einen neuen Gaming-Hype.

Konkurrent Sega schickte mit dem Master System ebenfalls ein beeindruckendes Gerät ins Rennen. Da konnte Atari mit dem VCS 2600 technisch schon längst nicht mehr mithalten. Durch den geringen Preis sicherte sich Atari aber bis 1988 immer noch einen Marktanteil von 16 Prozent. 1991 stellte Atari die Produktion des komplett veralteten Geräts schließlich ein. Insgesamt hat Atari bis zum Ende der Produktion knapp 30 Millionen Einheiten der Konsole verkauft.

Jetzt Newsletter abonnieren

Verpassen Sie nicht unsere besten Inhalte

Mit Klick auf „Newsletter abonnieren“ erkläre ich mich mit der Verarbeitung und Nutzung meiner Daten gemäß Einwilligungserklärung (bitte aufklappen für Details) einverstanden und akzeptiere die Nutzungsbedingungen. Weitere Informationen finde ich in unserer Datenschutzerklärung.

Aufklappen für Details zu Ihrer Einwilligung

Das letzte Aufbäumen: Atari Jaguar

In den 90-er Jahren startete Atari eine letzte große Offensive im Gaming-Segment. Die Konsole Jaguar sollte das Unternehmen wieder zu alter Stärke führen. Und obwohl die Konsole technisch fortschrittlich war, fehlte es vor allem an guten Spiele-Lizenzen und Marketing-Budget. Gegen Konkurrenten wie Nintendo und Sega und ab 1994 Sony mit der ersten Playstation hatte Atari keine Chance. Atari wurde 1996 schließlich an JTS verkauft, einem Tochterunternehmen der Tandon Corporation, und alle Firmenaktivitäten wurden eingestellt.

Die Markenrechte gingen zunächst an Hasbro Interactive und später dann an Infogrames. In den folgenden Jahren operierte Atari mal mehr und mal weniger erfolgreich als internationaler Spiele-Publisher. Ab 2009 übernahm Bandai Namco schrittweise das Publishing-Geschäft von Atari in Europa, die sich fortan nur noch auf das Digitalgeschäft im amerikanischen Markt konzentrieren wollten. Am 21. Januar 2013 meldete die US-Sparte Atari Inc. Insolvenz an, konnte aber dank neuer Führung und Insolvenzplan aus eigener Kraft weitermachen.

Das Unternehmen strebte immer eine Rückkehr in das Hardware-Geschäft an. 2017 kündigte Atari eine neue Konsole an. Ende Mai 2018 startete schließlich eine Crowdfunding-Kampagne für das Gerät, Atari VCS, die bereits am ersten Tag rund zwei Millionen Dollar einbrachte. Inzwischen die Konsole erhältlich und kostet in der Basisversion knapp 300 US-Dollar.

(ID:48440759)