Geld für Großprojekte Batteriesektor ist wichtigstes Ziel chinesischer Investoren in Europa

Von Michael Eckstein 3 min Lesedauer

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Chinesische Investitionen in der EU und Großbritannien sind im vergangenen Jahr vor allem in den Batteriesektor geflossen. Eine neue Studie des Mercator Institute for China Studies und der Rhodium Group zeigt, wie wichtig Europa für die Expansion von Chinas Unternehmen im Bereich E-Mobilität ist.

Batterien bilden die Basis für Elektroautos – wie etwa hier der Energiespeicher in der Antriebsplattform des neuen VW Bullys. Chinesische Konzerne wollen an der zukunftsträchtigen Entwicklung in Europa teilhaben und investieren in Batteriewerke und Start-ups.
Batterien bilden die Basis für Elektroautos – wie etwa hier der Energiespeicher in der Antriebsplattform des neuen VW Bullys. Chinesische Konzerne wollen an der zukunftsträchtigen Entwicklung in Europa teilhaben und investieren in Batteriewerke und Start-ups.
(Bild: Volkswagen AG)

Chinas Investitionstätigkeit in Europa hat sich stark Richtung Autobatterien und Firmenneugründungen verschoben. Eine Studie des in Berlin ansässigen Mercator Institute for China Studies (MERICS) und der Rhodium Group hat die wichtigsten Trends von Chinas Auslandsinvestitionen (FDI) in der EU und Großbritannien 2022 untersucht. Die Autoren stellen eine grundlegende Veränderung bei den Investitionsmustern fest: Greenfield-Investitionen, also Neubauten „auf der grünen Wiese“, insbesondere in Batteriefabriken für Elektroautos, sind inzwischen am bedeutendsten. 2022 erreichten sie mit 4,5 Milliarden Euro einen Anteil von 57 Prozent an den chinesischen Gesamtinvestitionen in Europa.

Erstmals seit 2008 überholten demnach Greenfield-Projekte, bei denen Unternehmen Tochterfirmen im Ausland gründen oder neue Produktionsstätten errichten, die bisher vorherrschenden Unternehmensübernahmen (Mergers & Acquisitions). Diese fielen 2022 auf 3,4 Milliarden Euro, den niedrigsten Stand seit 2011. „Chinesische Unternehmen investieren Milliarden in die europäische Wertschöpfungskette für E-Mobilität“, sagte Agatha Kratz, Direktorin bei der Rhodium Group. Dadurch seien sie dort zu wichtigen Akteuren der Energiewende geworden.

Wenige Großprojekte sorgen für Investitionsschub

Bei genauer Betrachtung fällt auf: Hinter dem Anstieg der Greenfield-Investitionen stehen wenige Großprojekte – fast ausschließlich in der Autoindustrie: Chinesische Batterieriesen wie CATL, Envision AESC und SVOLT investierten in Werke in Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Ungarn. Diese vier Länder waren im letzten Jahr auch die größten Empfängerländer und hatten einen Anteil von 88 Prozent an Chinas Direktinvestitionen in Europa. Damit nicht genug: Neben Greenfield-Investitionen verbuchten sie auch die meisten Mergers & Acquisitions.

Insgesamt setzte sich der Abwärtstrend der Vorjahre fort: Chinesische FDI in Europa und Großbritannien fielen 2022 auf ein Zehnjahrestief von 7,9 Milliarden Euro und erreichten das Niveau von 2013. Der Rückgang gegenüber dem Vorjahr betrug 22 Prozent. Wie schon 2021 waren Konsumgüter und die Autoindustrie die Sektoren, in die chinesische Unternehmen am meisten investierten. Drei Viertel der chinesischen Investitionen flossen in diese Branchen.

Gesamtinvestitionen aus China könnten einbrechen

Laufende und neue Greenfield-Investitionen werden einen Einbruch der Gesamtinvestitionen verhindern, zumal chinesische Firmen weiter in der europäischen E-Mobilitätsbranche expandieren möchten, darunter in der Autoproduktion. Einen dauerhaften Aufschwung chinesischer Direktinvestitionen erwarten die Experten von Merics und der Rhodium Group dadurch allerdings nicht.

„Die veränderten Investitionsmuster zeigen klar, wie stark die chinesische Konkurrenz insbesondere in der E-Mobilität ist“, sagte Max Zenglein, Chefökonom bei Merics. Greenfield-Investitionen würden zudem weniger streng reguliert als umstrittene Übernahmen im Bereich kritischer Infrastrukturen oder im Technologiesektor. Um zu einem anhaltenden Treiber für Investitionen zu werden, müssten sie aber weiter steigen, ansonsten werde sich ihre Wirkung verflüchtigen.

Politischen Beziehungen zwischen der EU und China haben sich verschlechtert

Nach Ansicht der Autoren ist die europäische Gesetzgebung ein zweischneidiges Schwert für chinesische Investoren: Die Verordnung über ausländische Subventionen und das internationale Beschaffungsinstrument könnten chinesische Investitionen in Europa weiter einschränken. Andererseits könnten das Gesetz über kritische Rohstoffe und das Gesetz über die Netto-Null-Industrie jedoch ein Anreiz für chinesische Green-Tech-Anbieter sein, mehr lokal zu investieren.

Ohne Frage haben sich die politischen Beziehungen zwischen der EU und China in den letzten Jahren verschlechtert. Trotzdem sehen die Autoren immer noch Raum für konstruktive bilaterale wirtschaftliche Interaktionen, einschließlich des Zuflusses von chinesischen Investitionen. Eine weitere Verschlechterung im Jahr 2023 und darüber hinaus könnte die politische und administrative Prüfung ausländischer Direktinvestitionen jedoch verschärfen.

Zu den Faktoren, die eine Neukalibrierung auslösen könnten, gehören demnach – wenig überraschend –chinesische Militärhilfe für Russland, zwanghafte chinesische Reaktionen auf neue EU-Instrumente oder eine größere Eskalation in der Taiwan-Frage, die Europas Offenheit für chinesische Investitionen beeinträchtigen könnte, berichten die Auguren. (me)

Weitere Informationen: Studie von Rhodium Group und Merics, PDF, englisch

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