Subventionen in China Medienberichte: Chinas „Big Fund“ konzentriert sich noch stärker auf Halbleiterausrüstungen

Von Henrik Bork * 3 min Lesedauer

Anbieter zum Thema

China stellt Medienberichten zufolge weitere Milliarden für die Förderung seiner heimischen Halbleiterindustrie bereit. Dieses Mal sollen wohl gezielt die Hersteller von Ausrüstungen für die Chipherstellung unterstützt werden, etwa Naura.

China investiert große Summen in die heimische Halbleiterfertigung und zielt mit dem Big Fund III wohl auf die Hersteller von Ausrüstungen für die Chip-Hersteller ab.
China investiert große Summen in die heimische Halbleiterfertigung und zielt mit dem Big Fund III wohl auf die Hersteller von Ausrüstungen für die Chip-Hersteller ab.
(Bild: frei lizenziert / Pixabay)

China stellt Medienberichten zufolge weitere Milliarden für die Förderung seiner heimischen Halbleiterindustrie bereit. Die dritte Phase des „Big Fund“ werde gerade vorbereitet, berichtete zuerst die Wirtschaftsagentur Bloomberg.

China hatte die erste Phase des Big Fund, eine Abkürzung für den „National Integrated Circuit Industry Investment Fund“, schon im Jahr 2014 aufgelegt und dann im Jahr 2019 mit einer zweiten Phase nachgelegt (wir berichteten).

Insgesamt sind über den staatlich gelenkten Investmentfonds, an dem auch lokale Regierungen und private Investoren beteiligt sind, bis jetzt umgerechnet 43 Milliarden Euro in chinesische Unternehmen entlang der gesamten Halbleiter-Lieferkette geflossen.

Das bislang größte Förderprogramm

Die nun laut Bloomberg in Vorbereitung befindliche Phase III des Big Fund soll chinesischen Medienberichten zufolge das bislang größte Förderprogramm von allen werden. Mehr als 300 Milliarden Yuan (rund 38 Mrd. Euro) würden gerade gebündelt, schreibt das chinesische Investorenportal Jinrong Touzi Bao, also fast noch einmal so viel wie während der ersten beiden Phasen zusammen.

Vor dem Hintergrund des von Washington immer weiter verschärften Handels- und Technologiekrieges gegen Peking verschiebe sich der strategische Fokus der Chipförderung in China, berichten Bloomberg und chinesische Medien unter Berufung auf Insider in Finanzkreise der Volksrepublik.

Zwar liegen auch dazu noch keine definitiven Angaben vor, doch angeblich sollen mit Phase III noch stärker als bisher chinesische Hersteller von Halbleiterausrüstungen gefördert werden.

Das kann als Reaktion auf die Exportkontrollen Washingtons gegenüber China verstanden werden. Die US-Regierung hat 2017, damals noch unter Präsident Barack Obama, damit begonnen, China den Zugang zu Hightech zu erschweren. Unter Donald Trump und Joe Biden sind sowohl der “Chip War“ als auch der Handelskrieg gegenüber Peking immer weiter verschärft und im Bereich Halbleiter auch immer weiter präzisiert worden.

Halbleiterausrüstungen im Fokus

Ein besonderer Einschnitt waren die am 7. Oktober 2022 erlassenen Exportverbote für fortgeschrittene Halbleiterausrüstungen. Seither beschränkt Washington nicht nur Chinas Importe von besonders leistungsstarken Chips, sondern versucht ihm auch den Zugang zu den für deren Herstellung nötigen Lithografie-Maschinen zu verwehren.

Die USA haben auch begonnen, ihre Alliierten zu drängen, insbesondere die Niederlande und Japan, ebenfalls den Export der modernsten Halbleiterausrüstungen nach China einzustellen.

Während China in den vergangenen Jahren viel Geld in heimische Foundries wie die „Semiconductor Manufacturing Internationals Corporation“ (SMIC) und lokale Hersteller von Memory-Chips investiert hat, soll nun den Berichten zufolge ein noch größerer Anteil der staatlich gelenkten Fördergelder in die Produktion von Ausrüstungen zur Chipherstellung gesteckt werden.

Naura als Vorbild

Ein Beispiel für heimische Unternehmen, auf die sich die Hoffnungen der chinesischen Führung jetzt konzentrieren, ist die „Naura Technology Group“. Naura ist der größte Hersteller von Halbleiterausrüstungen in der Volksrepublik und mittlerweile auch auf der Rangliste der zehn größten Hersteller der Erde zu finden.

Naura, das zum Teil dem chinesischen Staat gehört, profitiert davon, dass chinesische Chiphersteller gezwungen sind, immer mehr Ausrüstungen in China selbst einzukaufen, anstatt sie von Herstellern wie AMD in Holland zu beziehen. Im vergangenen Jahr soll der Umsatz des chinesischen Herstellers um mehr als 40 % gewachsen sein, berichtet Nikkei Asia.

Ob und wie viel Geld Naura aus dem Big Fund III erhalten wird, ist momentan noch eine reine Spekulation. Fest steht aber, dass Peking den Ausbau seiner Halbleiterindustrie noch intensiver betreiben will als bisher und dabei auch langfristig plant.

Seit den exzessiven Corona-Lockdowns in China schwächelt in China der Binnenkonsum und die Wirtschaft des Landes wächst nicht mehr ganz so schnell wie früher. Das BIP-Wachstum der zweitgrößten Volkswirtschaft der Erde ist auf rund fünf Prozent gesunken.

Um die Wirtschaft wieder anzukurbeln, will Peking jedoch nicht wie früher gewaltige Summen in Infrastrukturprojekte wie Autobahnen oder Flughäfen pumpen, sondern setzt den jüngsten Äußerungen seines Staats- und Parteichefs Xi Jinping und seines Ministerpräsidenten Li Qiang zufolge noch stärker als zuvor auf die Förderung von „neuen Produktivkräften“ und „Zukunftsindustrien“. Also vorwiegend auf strategische Hightech-Bereiche, zu denen neben der Halbleiterindustrie auch Technologien wie Biotechnologie, Quantum-Computing, Energiespeicher und Ausrüstungen für erneuerbare Energien gehören.

Jetzt Newsletter abonnieren

Verpassen Sie nicht unsere besten Inhalte

Mit Klick auf „Newsletter abonnieren“ erkläre ich mich mit der Verarbeitung und Nutzung meiner Daten gemäß Einwilligungserklärung (bitte aufklappen für Details) einverstanden und akzeptiere die Nutzungsbedingungen. Weitere Informationen finde ich in unserer Datenschutzerklärung.

Aufklappen für Details zu Ihrer Einwilligung

Der Big Fund ist also nicht nur eine Reaktion auf den Versuch Washingtons, Chinas wirtschaftlichen Aufschwung über Exportkontrolle und diplomatischen Druck auf Alliierte auszubremsen, sondern auch Teil der chinesischen Industriepolitik, langfristig einen Wandel des chinesischen Wachstums „von Quantität zu Qualität“ anzustreben. (sb)

* Henrik Bork, langjähriger China-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung und der Frankfurter Rundschau, ist Managing Director bei Asia Waypoint, einer auf China spezialisierten Beratungsagentur mit Sitz in Peking.

(ID:49987904)