Leben und Wirken von Edison - Teil 1 Telegrafie und Phonograph: Die jungen Jahre von Thomas Alva Edison

Von Antonio Funes 7 min Lesedauer

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Thomas Alva Edison, ein Symbol des Erfindungsreichtums, wird in den USA als Nationalheld verehrt. Wir fassen seine frühen Jahre bis kurz vor der Gründung der Edison Electric Light Co. im Jahr 1878 zusammen, wobei seine Arbeit als Telegrafist, seine Geschäftsbeziehungen und seine Erfindungen wie der Phonograph und das Kohlemikrofon hervorgehoben werden.

Edison mit eniem Phonographen etwa 1877.
Edison mit eniem Phonographen etwa 1877.
(Bild: Gemeinfrei / CC / Wikimedia Commons)

Vor allem in den Vereinigten Staaten hat er beinahe den Status eines Nationalhelden: Thomas Alva Edison. Dort ist er die wohl bekannteste, in den USA geborene Persönlichkeit, die sinnbildlich für den Erfindungs- und Ideenreichtum und den von der Elektrifizierung angetriebenen industriellen Aufstieg der USA gegen Ende des 19. Jahrhunderts steht. Wir blicken auf Edisons Leben zurück und auf das, was er als Erfinder und Unternehmer geschaffen hat.

Wegen der Fülle an Themen und Ereignissen im Leben von Edison dreht sich dieser Text zunächst um Edisons erste Lebenshälfte bis kurz vor der Gründung seiner Firma im Jahr 1878, mit der er die Erfindung der elektrischen Glühlampe vorantrieb.

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Geboren wurde Thomas Alva Edison am 11. Februar des Jahres 1847 im Norden von Ohio, und zwar in dem kleinen Ort Milan, der heute rund 1.300 Einwohner zählt und nicht weit vom Eriesee sowie Detroit entfernt liegt. Edisons Mutter war Lehrerin und übernahm die Schulbildung von Thomas Alva Edison größtenteils in Eigenregie. Der Vater galt als Freidenker und war zuvor wegen politischem Aktivismus aus Kanada in die USA ausgewandert. Thomas Alva Edison hatte es also mit einem eher intellektuellen Elternhaus zu tun.

Nachdem die Familie nach Michigan umgezogen war, jobbte Thomas Alva Edison im Alter von zwölf Jahren erstmals: Er verkaufte 1859 während der Zugfahrten auf der Strecke zwischen Detroit und Port Huron Zeitungen sowie Süßigkeiten. Da der Zug in Detroit länger Station machte, las Edison zum Zeitvertreib sehr viel in der Bibliothek, die in der Nähe des Bahnhofs lag.

Vom Retter zur Elektrotechnik

1862, also mit 15 Jahren, kam Edison erstmals mit dem Thema Elektrotechnik in Kontakt: Nachdem Edison den Sohn eines Telegrafisten vor einem Unfall bewahrt hatte, brachte ihm der dankbare Vater vieles rund um die Telegrafentechnik bei. Edison fand Gefallen an dieser Thematik und arbeitete schon kurze Zeit später selbst als Telegrafist, unter anderem in Cincinnati, Memphis, Indianapolis und Boston. Dabei verinnerlichte er durch Wartungen von Telegrafen und Batterien die technischen Aspekte, die er mittels Büchern und Fachzeitschriften autodidaktisch vertiefte. Edison begriff, welche Zukunftsmöglichkeiten die Technologie bot.

1868 startete er schließlich selbst die Entwicklung von Geräten für die Telegrafie, nachdem Edison Kontakte zu Produzenten und Investoren aus dem Telegrafiesektor geknüpft hatte. Zu diesem Zeitpunkt war Edison 21 Jahre alt und machte sich zumindest in der Fachwelt einen Namen, denn seine Verbesserungsvorschläge für die Duplex-Technik, durch die über eine einzige Leitung zwei Signale parallel gesendet wurden, durfte er in einem Fachmagazin veröffentlichen.

Zudem patentierte er 1868 ein Gerät, das Abgeordneten die Möglichkeit für eine elektrisch basierte Stimmzählung gab. Das Gerät wurde nicht eingesetzt, denn im Kongress bevorzugte man die alte und langsame Methode. Mit der ließ sich bei Abstimmungen strategisch Zeit schinden.

Erste Firmen und viele Innovationen in der Telegrafie

Den Durchbruch schaffte Edison schließlich im Jahr 1869, als er nach New York ging und Franklin Leonard Pope traf. Zusammen gründeten die beiden eine Firma und kauften Patente, um Telegrafen anzubieten, welche die empfangene Nachricht direkt ausdruckten. Diese waren bei Firmen und wohlhabenden Privatpersonen gefragt, um beinahe in Echtzeit auf Börsenkurse reagieren zu können. Edison und Pope hatten damit eine Marktlücke erkannt. Ihre stetig leicht verbesserten Telegrafen waren sehr gefragt, da Finanzdienstanbieter im Konkurrenzkampf die neueste Technik nutzen wollten.

Lange hielt die Zusammenarbeit aber nicht, denn 1870 öffnete Edison seine erste eigene Werkstatt. Später wurde Pope übrigens eher zu einem Rivalen von Edison und schrieb ihm keine besondere Innovationsgabe zu. Pope vertrat sogar Kläger, die im Patentstreit mit Edison lagen.

In der Werkstatt von Edison hingegen, die in Newark, New Jersey lag, stellte der Tüftler mit seinem neuen Partner William Unger weiterhin Telegrafen zur Börsenkursübermittlung her. 1872 zog er in eine größere Werkstatt um und holte sich als neuen Partner Joseph Thomas Murray, ein Erfinder mit Mechanik-Fachkenntnissen. Etwa 50 Angestellte stellten damals pro Jahr etwa 600 Telegrafen her.

In der Folgezeit schaffte es das Unternehmen, die Signalqualität und Geschwindigkeit der Drucktelegrafen zu verbessern, was wegen der recht hohen Preise für die Leitungsnutzung ein wichtiger Faktor für Telegrafie-Unternehmen war. Edison steigerte die Anzahl der Wörter pro Minute, die beim Empfänger ankamen und ausgedruckt werden konnten, auf 500 bis 1.000 statt zuvor 60 bis 120. Er wollte seine Technik auch nach England verkaufen, wo er aber bei einer privaten Reise feststellte, dass seine Verbesserungen dort nicht funktionierten, was an den in der Erde vergrabenen Leitungen lag. In den USA waren die Leitungen hingegen mit Masten oberirdisch verlegt.

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Edison erkannte bei seiner Reise eigene Wissenslücken und verstärkte daraufhin seine Forschungs- und Entwicklungsbestrebungen. Dabei kam er immer wieder auf gute neue Ideen, von denen eine für eine besonders große Nachfrage seitens Telegrafieunternehmen sorgte. Mit seinen Quadruplextelegrafen konnte man auf einer Leitung vier Signale senden und empfangen anstatt nur zwei wie bei den bisherigen Duplextelegrafen. Wegen der hohen Leitungskosten war dies eine gefragte Innovation seitens der Abnehmer. Die zumindest halbwegs regelmäßigen Einnahmen seit der Eröffnung der ersten Werkstatt im Jahr 1870 erlaubten es Edison, eine Familie zu gründen. Er heiratete im Jahr 1872 Mary Stillwell, 1873 kam dann auch Tochter Marion zur Welt.

Ein Stift wird zum Kopiergerät

Bis 1876 hatte Edison technische Geräte stets verbessert und seine Ideen oft patentieren lassen. Die erste von Grund komplett neue Erfindung, die Edison sich patentieren ließ, war ein elektrischer Stift aus dem Jahr 1876. Der Stift perforierte beim Schreiben eine Vorlage, die danach als Schablone für eine Vervielfältigung diente. Es handelte sich also um eine Art Kopiergerät. Allerdings gab es keinen nennenswerten kommerziellen Erfolg. 

Der Erfinder Albert Blake Dick entwickelte allerdings auf dem Stift-Patent basierend eine einfachere, ohne Elektrizität auskommende Maschine zum Kopieren und Drucken. Er nannte sie Edison Mimeograph und hatte damit über viele Jahre hinweg einen großen Verkaufserfolg, von dem Edison durch die Patentpartnerschaft ebenfalls profitierte.

Die Mimeografie verbreitete sich vorerst in vielen Behörden, und obwohl der elektrische Stift kein großer Erfolg war, sah Edison in ihm Potenzial für den Massenmarkt. Die Vermarktungsvoraussetzungen waren bei derartigen Ideen ganz anders als für Produkte aus dem Telegrafiebereich. Telegrafen sprachen die Kunden zwar unmittelbar an, von denen gab es allerdings nicht sehr viele.

Die direkten Geschäftsbeziehungen im Telegrafiesektor brachten Edison Vorteile: Vor allem mit Western Union Telegraph Co. war Edison wegen Verträgen sehr eng verbunden, aber auch Gold and Stock Telegraph Co. war ein Partner Edisons. Die Präsidenten beider Gesellschaften gehörten zu den Personen, durch die Edison weitere Kontakte knüpfen konnte, um Ideen, Pläne und Finanzierungsmöglichkeiten für ein eigenes Unternehmen zu sondieren.

Erfolge mit dem Phonographen und einem Telefon-Mikrofon

Bevor Edison aber ein neues eigenes Unternehmen gründete, erfand er im Jahr 1877 im Edison-Labor in Menlo Park den Phonographen, ein Gerät zur Wiedergabe und Aufzeichnung von Schall mithilfe von Walzen. Die Idee hierzu hatte Edison durch die Telegrafen mit Druckfunktion, denn hierbei entstanden in der Mechanik der Geräte in Abhängigkeit von den geprägten Papierstreifen Vibrationen und Töne. Das Patent zu seinem Phonographen wurde 1878 offiziell erteilt.

Parallel dazu konnte er die bereits existierende Telefonie durch ein neuartiges Mikrofon die Sprachqualität entscheidend verbessern. Edisons Arbeit entstand durch einen Auftrag von Telegrafie-Unternehmen, die in Konkurrenz zu Alexander Graham Bell und dessen Firma für die damals noch neuartigen Telefonapparate standen.

Edison erfand das sogenannte Kohlemikrofon. Es basiert darauf, dass Schalldruck den elektrischen Kontaktwiderstand von kleinen Grafitteilchen beeinflusst, sodass die Schallinformationen in Form von elektrischen Strömen weitergeleitet werden können. Im Gegensatz zu den Mikrofonen, die Bell benutzte, bezogen die Kohlemikrofone ihren Strom aus einer externen Quelle. Sie waren daher auch für lange Distanzen geeignet. Die Mikrofone in den Bell-Telefonen erzeugten ihren Strom hingegen durch den Schall selbst, was dazu führte, dass man nur über kurze Distanzen telefonieren konnte, da es damals noch keine stromverstärkenden Techniken gab. Rund um die Erfindung gab es auch einen Patentstreit mit Bells Firma, die zuvor ein Patent von Erfinder Emil Berliner erworben hatte, das später jedoch für ungültig erklärt wurde. Als der eigentliche Erfinder des Kohlemikrofons gilt der Brite David Edward Hughes, der es bereits einige Jahre vor Edison entwickelte, jedoch auf eine Patentierung verzichtete.

Edison ging nun im wahrsten Sinne des Wortes ein Licht auf, denn er erkannte durch die technische Entwicklung, dass elektrischer Strom schon bald ein wichtiger Faktor werden wird, der großes unternehmerisches Potenzial barg. Es war ihm klar, dass mehr und mehr elektrische Leitungen in den Städten verlegt werden würden und es ein großes Verlangen danach gab, Licht elektrisch zur Verfügung zu stellen. Diese Phase in Edisons Karriere, die im Jahr 1878 mit der Gründung der Firma Edison Electric Light Co. begann, werden wir uns in unserem nächsten Bericht näher ansehen.

Quellen

Thomas Alva Edison (Wikipedia)

Thomas Alva Edison (WhoisWho)

The Fascinating History of the Mineograph Machine (HowStuffWorks)

Patentschrift Neuerungen am Phonographen (DPMA)

Emil Berliners Grammophon-Patent (DPMA)

Kohlemikrofon (Wikipedia)

Hughes' Telefon (Wikipedia)

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