„Goldene Ära“ für Lichtwellen-Chips China setzt auf hochintegrierte Photonik-ICs

Von Henrik Bork

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Photonik-Chips sind ein wichtiger Wachstumsmarkt – auch in China. Durch gezielte Industrieförderung versucht die Volksrepublik stärker mit den US-Platzhirschen zu konkurrieren – auch mithilfe der Übernahme deutscher Firmen.

Signal- und Datenübertragung per Licht benötigt weniger Energie als die Kommunikation über Kupferkabel und Leiterbahnen. Hochintegrierte Photonik-ICs sind daher ein aufstrebender Wachstumsmarkt.
Signal- und Datenübertragung per Licht benötigt weniger Energie als die Kommunikation über Kupferkabel und Leiterbahnen. Hochintegrierte Photonik-ICs sind daher ein aufstrebender Wachstumsmarkt.
(Bild: gemeinfrei / Pixabay)

In kaum einem Segment wächst der chinesische Halbleitermarkt derzeit so rasant wie dem der Photonik-Chips. Die optische Datenübertragung, die wegen ihrer höheren Energie-Effizienz selbst bei großen Datenvolumen kaum Hitze erzeugt, gilt für Anwendungen in Rechenzentren, 5G-Basis-Stationen oder Lidar für die Fahrassistenz in der Automobilindustrie als die wichtigste Halbleiter-Technologie der Zukunft.

Und weil diese nachgeordneten Märkte nirgends so stark von der Regierung gefördert werden und so schnell wachsen wie in der Volksrepublik China, explodiert parallel dazu gerade der Markt für optische Schaltkreise auf Halbeitern in China. „Eine goldene Ära für Photonik-Chips hat in China begonnen“, titelte kürzlich das chinesische Fachmagazin Bandaoti Hangye Guancha.

Markt für Photonik-Chips wächst rasant

Allein in den vergangenen acht Jahren sei der Markt für Photonik-Chips in China von 800 Millionen US-Dollar auf 2,08 Milliarden US-Dollar gewachsen, was einem jährlichen Durchschnittswachstum von 17,3% entspreche, berichtet das chinesische Fachmagazin. Für die kommenden Jahre wird eine ähnliche schnelle Expansion erwartet.

Die Zentralregierung in Peking und chinesische Großkonzerne verstärken daher nun ihre Anstrengungen, eine heimische Industrie für Photonik-Chips aufzubauen und die Verdrängung ausländischer Anbieter aus dem chinesischen Markt nach und nach von einfachen Chips auf immer hochwertigere Produkte auszuweiten.

US-Firmen dominieren den Markt für Photonik-Chips

US-amerikanische Unternehmen wie Intel oder Nvidia dominieren momentan den globalen Markt für hochwertige Photonik-Chips. Europa, Japan und der Rest der Welt versuchen, aufzuholen. Chinas kommunistische Zentralplaner gehen dabei seit Ende 2017 sehr systematisch und gezielt vor.

Zu diesem Zeitpunkt hatte das chinesische Ministerium für Industrie und Informationstechnologie (MIIT) ein Dokument namens „China Optoelectronic Device Industry Technology Development Roadmap (2018 – 2022) veröffentlicht. Die Vorgaben waren ebenso klar wie ehrgeizig: Von den 2017 nur drei Prozent Marktanteil bei Hochgeschwindigkeits-Photonik-Chips sollen chinesische Unternehmen bis 2022 bereits 20% beherrschen, bei einfacheren optischen Halbleitern 60%.

Regierungsgesteuerte Industriepolitik

Erste Erfolge dieser gezielten Industriepolitik sind schon sichtbar. Mit chinesischen Unternehmen wie Xinsijie, Jufei Optoelectronics, Raysees, Bright AI, Toptrans Optoelectronics, Lixin Optoelectronics, Yuanjie Semiconductur, Raycus Laser, Everbright Photonics oder Vertilite ist innerhalb weniger Jahre eine große chinesische Industrie für Photonik-Chips entstanden.

Der von den USA in ihrem Handels- und Technologiekrieg mit China gezielt angegriffene chinesische Tech-Konzern Huawei hat im März dieses Jahres in einen der Shooting-Stars der chinesischen optoelektronischen Industrie investiert – in das in Changzhou in der Provinz Jiangsu beheimatete Vertilite, das unter anderen Hochgeschwindigkeits-VCSE-Laser und andere modulare Lösungen für die Photonik-Industrie entwickelt.

Chinesische Gründer mit US-Knowhow

Die Gründer des Startups hatten in Stanford in den USA studiert. Für Huawei war diese Investition seit rund zehn Jahren bereits die zehnte in die gesamte Lieferkette für Photonik-Chips, berichten Branchen-Insider in Peking und Shanghai.

Schon im Jahr 2012 hatte Huawei damit begonnen, sich das nötige Knowhow in diesem Zukunftsfeld der Halbleiter-Industrie durch Fusionen und Übernahmen im Ausland zu beschaffen. Damals übernahm Huawei mit Chip Technologies ein Forschungszentrum für integrierte Photonik in England. Ein Jahr später kaufte sich Huawei das belgische Unternehmen Caliopa, das Technologie für die Produktion von Photonik-Chips entwickelt.

Auch deutsche Photonic-Expertise landet in China

Im letzten Oktober hat das chinesische Unternehmen „Suzhou Dawning Semi Technology Co., Ltd.” (Dawnsemi) den Berliner Photonik-Chip-Anbieber Sicoya GmbH übernommen. Es hat mehr als ein Jahr lang gedauert, bis man die Zustimmung deutscher Behörden gewonnen hatte.

Nun aber startet das ehemals deutsche Unternehmen in den Bereichen Silizium-basierte Photonik-Chips, optoelektronische Chips und entsprechende Module im „Zhangjiagang Shazhouhu Science Park“ in Suzhou so richtig durch. Schon im dritten Quartal dieses Jahres will man die Produktion in einer brandneuen Fabrik in China aufnehmen.

Der Bereich der Photonik-Chips sei wieder einmal ein Beispiel für eine junge Industrie, bei der China seine ausländischen Konkurrenten „in der Kurve überholen“ könne, jubeln chinesische Medien. Diese „spezielle goldene Ära“ habe nun für optische Halbleiter begonnen, glauben Bandaoti Hangye Guancha und andere Beobachter in China.

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* Henrik Bork ist Analyst bei Asia Waypoint, einem auf den asiatischen Markt fokussierten Beratungsunternehmen in Peking.

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