Wirtschaftlicher Aufschwung Das „Comeback Kid“ Huawei verdoppelt trotz der US-Boykotte seine Profite

Von Henrik Bork * 4 min Lesedauer

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Trotz aller wirtschaftlicher Herausforderungen durch Sanktionen geht's beim Tech-Konzern Huawei wieder bergauf, unter anderem durch die Politik und den Patriotismus der Chinesen.

Die USA haben Huawei beschuldigt, eine Bedrohung für ihre nationale Sicherheit darzustellen. Es heißt, dass das Unternehmen eng mit der chinesischen Regierung verbunden sei und dass seine Technologie für Spionagezwecke verwendet werden könnte.
Die USA haben Huawei beschuldigt, eine Bedrohung für ihre nationale Sicherheit darzustellen. Es heißt, dass das Unternehmen eng mit der chinesischen Regierung verbunden sei und dass seine Technologie für Spionagezwecke verwendet werden könnte.
(Bild: frei lizenziert / Pixabay)

Der chinesische Technologiekonzern Huawei, ein Lieblingsfeind der US-Regierung, ist wirtschaftlich gerade sehr erfolgreich. Dem jüngsten Finanzbericht des Unternehmens zufolge sind seine Netto-Einnahmen 2023 um 144,5 Prozent gestiegen.

„Huawei widersteht den US-Sanktionen“, titelt DigiTimes Asia. Nicht nur seien im vergangenen Jahr die Profite wieder sprunghaft gestiegen, sondern das Unternehmen habe auch eine Reihe technologischer Durchbrüche und ein wachsendes Ökosystem für seine digitalen Produkte zu vermelden, so das Fachportal.

Für die Firma gehe es in den kommenden Jahren „ums Überleben“ hatte der Huawei-Gründer Ren Zhengfei im Sommer 2022 noch in einem internen Memo an seine Angestellten geschrieben.

Auf der Schwarzen Liste

Huawei war eines der ersten chinesischen Unternehmen, das seit 2018 auf schwarzen Listen in Washington auftauchte, als man sich dort für einen Handels- und Technologiekrieg gegen Peking entschieden hatte. Zunächst wurde Huawei der Verkauf seiner Telekom-Ausrüstungen in den USA verboten, mit dem Hinweis auf die nationale Sicherheit. Huawei hat stets abgestritten, seine Ausrüstungen der chinesischen Regierung für Spionagezwecke zur Verfügung zu stellen.

Später waren Huawei und einer Reihe seiner Konkurrenten in China auch gezielt der Zugang zu fortschrittlichen Chips und Ausrüstungen für deren Herstellung verwehrt worden. Anfangs hatten die Sanktionen und Boykotte dem chinesischen Vorzeigekonzern tatsächlich stark zugesetzt. So musste etwa das Geschäft mit Billig-Handys der Marke Honor aufgegeben werden.

Harmony OS ist nun populär

Doch nun ist Huawei das „Comeback Kid“ des Jahres. Das Geschäft floriert wieder. Das eigene mobile Betriebssystem „Harmony OS“ sei inzwischen schon auf 800 Millionen Endgeräten installiert, heißt es in Medienberichten.

Mehr als 9,5 Millionen Entwickler arbeiten mit Harmony OS, was auf ein „robustes Geräte-Ökosystem“ hinweise, so DigiTimes Asia. Besonders Kunpeng, eine KI-Rechenplattform von Huawei und Ascend, ein auf „Huawei Cloud“ basierendes KI-System, wachsen schnell.

Sogar das Wall Street Journal (WSJ) schrieb vor einigen Tagen von einem „sensationellen Erfolg“ und einem „Comeback“ für Huawei trotz der vielen Jahre, in denen es auf Betreiben der USA schon von fortgeschrittener Technologie abgeschnitten werden soll. Der Hersteller von Handys und Telekom-Ausrüstungen habe sich als „sehr resilient“ erwiesen, so die konservative Wirtschaftszeitung aus Washington.

Im vergangenen September hatte Huawei die Marktbeobachter überrascht, als es ein sehr fortschrittliches Handy mit 5G-Fähigkeiten auf den Markt brachte, das „Mate 60 Pro“. Dieses laufe mit von Huawei „selbst entwickelten Chips“, so WSJ.

Viele Chinesen kaufen das Handy allerdings nicht nur wegen des „Kirin-9000“-Chips von Huawei, sondern allein schon als patriotisches Statement. In Kreisen erfolgreicher und relativ wohlhabender Stadtbewohner in der Volksrepublik gilt es inzwischen als deutlich „cooler“, ein Huawei-Handy aus der Tasche zu ziehen als ein iPhone von Apple.

Groß in der Heimat

Zwar ist die Präsenz von Huawei außerhalb Chinas gesunken, seit das Unternehmen zur Zielscheibe der US-Regierung geworden ist. 70 Prozent seines Umsatzes erwirtschafte Huawei derzeit in China selbst, schreibt das US-Wirtschaftsblatt in seinem Bericht. Das sind zehn Prozent weniger als fünf Jahre davor.

Doch die Gründung neuer Geschäftszweige für das Cloud-Computing, für Unternehmens-Software und Systeme für das autonome Fahren war offensichtlich erfolgreich. Und auch das Handy-Geschäft wächst wieder, letzteres auf Kosten von Apple und anderen ausländischen Konkurrenten, deren Umsätze auf dem chinesischen Markt stagnieren oder rückläufig sind.

Analysten sagen, dass Huawei auch von der Lokalisierungs-Politik Pekings profitiert, mit der man dort auf die Tech-Boykotte aus Washington zu reagieren versucht. So mache auch das Halbleitergeschäft von Huawei Fortschritte, weil die kommunistische Führung Chinas in dem Bereich mehr Selbstversorgung anstrebt. Gerade wird schon die dritte Runde des „Big Fund“ vorbereitet, mit dessen Geldern heimische Unternehmen gefördert werden.

Nach dem Angriff aus den USA hat Huawei begonnen, große Summen in Forschung & Entwicklung zu stecken. 2023 waren dies dem jüngsten Finanzbericht zufolge mehr als 164 Milliarden Yuan (rund 21 Milliarden Euro) oder etwa 23 Prozent der gesamten Einnahmen des Unternehmens.

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So wird das von Shenzhen aus geleitete chinesische Unternehmen auch für US-amerikanische Chiphersteller zu einem immer gefährlicheren Wettbewerber. „Huawei hat es geschafft, KI-Chips zu liefern, von denen Entwickler sagen, dass sie die Fähigkeiten von einigen Top-Prozessoren von Nvidia erreichen“, heißt es anerkennend im Wall Street Journal.

Das Unternehmen profitiert auch von der intensiven Digitalisierung und Automatisierung der chinesischen Fertigungsindustrie, die von der Pekinger Zentrale betrieben wird. So findet Huawei viele Kunden unter Chinas Banken und Bergwerken für seine in der Cloud bereitgestellten KI-Dienstleistungen. Das Cloud-Geschäft von Huawei sei im vergangenen Jahr mit 21,9 Prozent besonders stark gewachsen, berichtet die South China Morning Post in Hongkong. (sb)

* Henrik Bork, langjähriger China-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung und der Frankfurter Rundschau, ist Managing Director bei Asia Waypoint, einer auf China spezialisierten Beratungsagentur mit Sitz in Peking.

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