Erweiterte Handelsbeschränkung US-Regierung: Nvidia soll auch Verkauf schwächerer KI-Chips nach China stoppen

Von Michael Eckstein 3 min Lesedauer

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A100, H100, A800, H800, L40S: Prozessoren von Grafikkartenhersteller Nvidia zählen weltweit zu zentralen Hardware-Komponenten, wenn es um die Verarbeitung von KI-Workloads geht – auch in China. Letzteres ist der US-Regierung ein Dorn im Auge: Daher soll Nvidia nun auch den Export abgespeckter Prozessorversionen in das Land stoppen.

Unter die neue US-Ausfuhrbeschränkung fällt auch die Grafikkarte L40S, die Nvidia erst im August speziell für die Verarbeitung von Workloads für generative KI vorgestellt hat.
Unter die neue US-Ausfuhrbeschränkung fällt auch die Grafikkarte L40S, die Nvidia erst im August speziell für die Verarbeitung von Workloads für generative KI vorgestellt hat.
(Bild: Nvidia)

Mit zunehmender wirtschaftlicher Potenz entwickelt sich China immer mehr vom Wettbewerber zum Rivalen der USA und anderer Wirtschaftsnationen. Nicht zuletzt auf dem Gebiet des Maschinellen Lernens (ML) und der Künstlichen Intelligenz (KI). Diese Entwicklung will die US-Regierung verzögern – und hat Nvidia nun aufgefordert, die Lieferung einiger seiner Highend-Chips für KI nach China, für die bisher keine spezielle Ausfuhrgenehmigung erforderlich war, sofort einzustellen. Das geht laut einem Bericht des Nachrichtenmagazins Nikkei Asia aus einem am Dienstag eingereichten Unternehmensbericht hervor.

Bereits vor gut einem Jahr hatte die US-Regierung den Marktführer für KI-Chips, Nvidia, dazu angehalten, keine A100- und H100-Hochleistungsprozessoren mehr nach China zu liefern. Diese werden etwa zum Verarbeiten großer Datenmengen zum Trainieren von neuronalen Netzen für KI-Anwendungen eingesetzt. Nvidia entwickelte daraufhin leistungsmäßig beschnittene Versionen seiner Top-Chips und versorgte seine chinesischen Kunden fortan mit diesen A800 und H800 genannten Modellen. Doch auch diese soll Nvidia nun nicht mehr in den zentralistisch regierten Einparteienstaat liefern.

Neue, verschärfte Exportbeschränkungen für KI-Chips und andere Halbleiter-ICs

Am 18. Oktober hat das US-Handelsministerium eine Reihe neuer Exportbeschränkungen für Halbleiter veröffentlicht. Die neuen Regeln verschärfen die Definitionen für fortschrittliche KI-Chips und fügen Präventivmaßnahmen für Lieferungen in über 40 Länder hinzu, etwa zusätzliche Lizenzanforderungen. Dies soll laut Nikkei Asia einen Weiterverkauf nach China verhindern. Schon bevor die neuen US-Beschränkungen in Kraft treten haben es chinesischen Unternehmen ohnehin schwer, an die weltweit stark nachgefragten Chips von Nvidia zu kommen. Die boomende Verbreitung von immer neuen KI-Anwendungen hat die Nachfrage nach den Chips des Unternehmens auch außerhalb Chinas angekurbelt.

Die neuen Beschränkungen sollten ursprünglich erst am 16. November in Kraft treten. Nun hat die US-Regierung Nvidia offenbar bereits am Montag davon in Kenntnis gesetzt, dass die strengeren Exportkontrollen ab sofort für alle seine Produkte gelten, die die aktualisierte Obergrenze für die Prozessorleistung überschreiten. Warum die neuen Chipexportbeschränkungen für Nvidia beschleunigt wurde, hat das Unternehmen nicht mitgeteilt.

Auch der neue L40S-Grafikprozessor für generative KI ist betroffen

Den US-Vorschriften folgend können Chiphersteller eine Ausfuhrerlaubnis für bestimmte chinesische Kunden beantragen. Die Behörde behält sich vor, eine solche Lizenz zu erteilen – oder eben nicht. Auch ein Zeitrahmen für die Bearbeitung der Anträge ist nicht festgelegt – es kann also lange dauern.

Betroffen sind bei Nvidia hauptsächlich schnelle Prozessoren für Rechenzentren. Neben dem A800, H800 und den bereits verbotenen A100 und H100 betrifft der Schritt auch den L40S: Diesen Grafikprozessor für generative KI („ChatGPT“) hatte Nvidia erst im August auf den Markt gebracht.

„Keine kurzfristigen Auswirkungen“ – aber mittel- und langfristig?

Nvidia geht davon aus, dass sich die aktuelle Entwicklung nicht unmittelbar auf seine Umsätze auswirkt. Der Konzern teilt mit: „Angesichts der starken Nachfrage nach den Produkten des Unternehmens weltweit geht das Unternehmen nicht davon aus, dass der beschleunigte Zeitplan für die Lizenzierungsanforderungen kurzfristig einen bedeutenden Einfluss auf seine Finanzergebnisse haben wird“.

Auf längere Sicht ist der jetzige Schritt der US-Regierung aber eine erneute Hiobsbotschaft für den Hersteller: China ist einer der wichtigsten Märkte für den Grafikkartenhersteller. 2022 erwirtschaftete der Konzern hier mehr als ein Viertel seines Gewinns.

Nvidia lehnte eine Stellungnahme auf Anfrage von Nikkei Asia ab, ebenso das Handelsministerium. Auch AMD und Intel, die beiden anderen großen Prozessorhersteller, reagierten demnach nicht auf entsprechende Anfragen. (me)

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