Strengere US-Exportregeln für KI KI-Chips im Export: Chips Act wird verschärft

Von Susanne Braun 4 min Lesedauer

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Jährlich will die US-Regierung die bestehenden Exportbeschränkungen von Chips und Maschinen für die Fertigung von Chips nachschärfen. Mit überarbeiteten Regeln wird versucht, die Lieferung von fortschrittlichen KI-Chips und Fertigungsgeräten nach China zu unterbinden.

Die US-Regierung will dem Chips Act die Halbleiter-Produktion im eigenen Land fördern.
Die US-Regierung will dem Chips Act die Halbleiter-Produktion im eigenen Land fördern.
(Bild: frei lizenziert / Pixabay)

Die aktuelle US-Regierung unter Präsident Biden hat am 17. Oktober 2023 eine Verschärfung der Exportbeschränkungen für Halbleiter-Chips für die Nutzung für KI-Anwendungen und die für die Herstellung benötigten Maschinen angekündigt. Die Regeln sollen nach einer Frist von 30 Tagen Mitte November in Kraft treten, so Reuters. Das vornehmliche Ziel ist es, Chinas Zugang zu fortschrittlichen KI-Chips zu begrenzen, die für militärische Anwendungen entscheidend sein könnten. Die neuen Regularien sollen vermeintlich bisher vorhandene Schlupflöcher im Chips Act stopfen.

Die neu festgelegten Maßnahmen der US-Regierung erweitern die Lizenzanforderungen für den Export fortgeschrittener Chips in mehr als 40 Ländern, denn es bestünden den Berichten nach Risiken der Umleitung der Produkte und Maschinen nach China. Chips dürfen nicht mehr an Unternehmen mit Sitz in der ganzen Welt geliefert werden, wenn die Muttergesellschaft ihren Hauptsitz in China, Macau und anderen Ländern hat, gegen die ein Waffenembargo verhängt wurde.

Zudem werden 21 Länder außerhalb Chinas mit Lizenzanforderungen für Chipfertigungswerkzeuge belegt und die Liste von Herstellungs-Equipment, das nicht nach China geliefert werden darf, wurde um einige DUV-Lithografiesysteme (Deep Ultraviolet) erweitert. Dies beschränkt Unternehmen, unter anderem den niederländischen Marktführer ASML, hinsichtlich der Lieferung älterer DUV-Modelle und Ersatzteile; hochmoderne und effiziente EUV-Systeme waren ohnehin bereits von Exportbeschränkungen betroffen. Übrigens nehmen die Anpassungen vornehmlich KI-Chips ins Visier; die Berichterstatter von Reuters weisen darauf hin, dass die neuen Regularien die meisten Chips, die in Laptops, Smartphones und Gaming-Konsolen verbaut werden, nicht betreffen, wobei einige von ihnen der Genehmigungs- und Meldepflicht durch die US-Behörden unterliegen.

Nvidia: Florierendes Geschäft seit Einführung des Chips Act

Viele der KI-Chips, die das chinesische Militär über Ausschreibungen im Jahr 2020 in einem achtmonatigen Zeitraum gesichert hat, wurden von Unternehmen wie Nvidia, Xilinx und Intel entworfen, wie Mitglieder des Georgetown University's Center for Security and Emerging Technology im Rahmen der Studie Silicon Twist festgehalten haben, die im Juni 2020 veröffentlicht worden war. Treffen die jetzt angepassten Regeln künftig Nvidia stärker? In einem Statement ließen die Verantwortlichen des Konzern verlauten, dass man sich an die Vorschriften halte und keine nennenswerten Auswirkungen auf die kurzfristigen Ergebnisse erwarte.

Es ist sogar anders, als sich vermuten ließe. Seit der Einführung der im Chips Act verankerten Regelungen ist das Geschäft von Nvidia stark angestiegen, weil für den chinesischen Markt angepasste Nvidia-KI-Chipvarianten langsamer und deswegen nicht von den Exportbeschränkungen betroffen sind. Doch, so heißt es aus einem Bericht von Reuters im Mai 2023, seien diese Chips immer noch besser als die, die aus chinesischer Produktion zur Verfügung stünden. Tencent, einer der größten chinesischen Techkonzerne, schätzte etwa, dass selbst der langsamere Nvidia H800-KI-Chip enorm viel Zeit beim Training der größten KI-Systeme einspart. Dennoch steht langfristig die Sorge im Raum, dass der Vorsprung der „verlangsamten“ US-Technologie eines Tages von inländischen Produzenten aufgeholt wird. Und die verlangsamte Technologie muss künftig noch „lahmer“ werden.

Veränderte Regularien erfordern Anpassungen

Die bisherigen Regeln sahen einen zweigleisigen Test vor, bei dem sowohl die Rechenleistung eines Chips als auch seine Fähigkeit zur Kommunikation mit anderen Chips gemessen wurde. Dies ist ein wichtiger Maßstab für KI-Supercomputer, bei denen Tausende von Chips aneinandergereiht werden, um riesige Datenmengen zu verarbeiten. Bei den für den chinesischen Markt angepassten Chips ist die Rechenleistung weiterhin hoch, doch die Kommunikationsgeschwindigkeit wurde gemäß der von der US-Regierung gesetzten Richtlinien gesenkt.

Mit den neuen Vorschriften des Chips Act wird die Rechenleistung eines Chips auf eine bestimmte Größe begrenzt. Diese Maßnahme soll verhindern, dass die neue „Chiplet“-Technologie, die laut China für die Zukunft der chinesischen Halbleiterindustrie von zentraler Bedeutung ist, umgangen wird. Der Chips Act, Creating Helpful Incentives to Produce Semiconductors for America, bezeichnet eine Gesetzgebung in den USA, die darauf abzielt, die Produktion von Halbleitern (Chips) im Land zu fördern und die Abhängigkeit von ausländischen Lieferketten zu verringern. Wenn große Chip-Produzenten in ihrem Geschäft zumindest kurzfristig keine Einbußen fürchten müssen, bedeutet das dann wiederum, dass es weiterhin Schlupflöcher in der Gesetzgebung gibt?

Schwarze Liste für Moore Threads und Biren

Die chinesischen Start-ups Biren Technology sowie Moore Thread Intelligent Technology wollen eine fortschrittliche Alternative zur US-Konkurrenz von Nvidia und AMD (Advanced Micro Devices) darstellen, bekommen jetzt jedoch von den Regelanpassungen weitere Stöcke in die Speichen geworfen. Die Unternehmen beziehen Berichten zufolge Lieferungen aus den USA, die mit den Anpassungen der Regularien des Chips Acts vor allem durch aufwändige Lizensierungen verlangsamt werden.

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Die Verantwortlichen von Biren erklärten laut South China Morning Post, dass man sich entschieden gegen die Aufnahme auf die schwarze Liste wehren wolle und an die US-Regierung appelliert, damit die Entscheidung noch einmal überprüft wird. Die Chefs von Moore Threads erklärten, dass man mit der Aufnahme in die schwarze Liste nicht einverstanden sei. (sb)

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